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Die jüdischen Reaktionen auf Friedrich Wilhelm Ghillany im Vormärz. Ein Nebenschauplatz der Bauer-Kontroverse

In einem Nebenschauplatz der Bauer-Kontroverse beschuldigte der rationalistische evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Ghillany (1807– 1876) orthodoxe Juden des Traditionalismus und sogar des Ritualmords. Im Namen der Humanität verwarf er die Thora als antike Barbarei und versprach nur den Reformjuden die Emanzipation. Empört widersprachen Abraham Jakob Adler und andere Rabbiner, sahen in Ghillany die Wiederkehr des Mittelalters und forderten die Emanzipation als Juden. Unbeachtet blieb, dass seine Texte auch heftige Polemiken gegen akkulturierte Juden enthielten. Gegenstand ist Ghillanys Antisemitismus und die jüdische Identität der Verteidiger im Übergang von der Vormoderne zur Moderne.

Zwischen rituellem Gedenken und Wirklichkeitsverleugnung. Die Shoah in der Erinnerung von Tätern, Opfern und Nachfolgegenerationen

Der Artikel befasst sich mit der Frage, warum nach der Befreiung 1945 durch die Alliierten aus der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ keine bundesrepublikanische Verantwortungsgemeinschaft wurde und wie die weiterhin existierende kollektive Realitätsverleugnung in Deutschland erklärt werden kann. Leitend ist dabei für mich zudem die Frage nach den biografischen Nachwirkungen des Holocaust auf die Kinder und Enkelkinder („Gefühlserbschaften“) der durch den deutschen Faschismus geprägten Geburtskohorten. Als eine mögliche Option für eine zukünftige Erinnerungskultur werden Formen der biografischen Erinnerungsarbeit vorgestellt, die sowohl Nachkommen der Opfer wie auch der Täter einschließen.

Displaced and forgotten. The phenomenon of anti-Semitism among architects in Warsaw in the second half of the 1930s

Der Artikel befasst sich mit der Situation von polnischen Architekten jüdischer Herkunft in den späten 1930er Jahren an der Technischen Universität Warschau, im Verband der polnischen Architekten SARP und auf dem Arbeitsmarkt. Neben physischer Gewalt sahen sich Architekten jüdischer Herkunft auch mit der Ausgrenzung in ihrer eigenen Gemeinschaft konfrontiert. Der Artikel beschreibt verschiedene Formen der Diskriminierung, die Haltung der Architekten gegenüber dem Antisemitismus und die Wahrnehmung dieser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Architekten selbst.