Editorial Ausgabe 3

Gleich zwei Artikel in der neuen Ausgabe von MEDAON widmen sich literaturgeschichtlichen Fragestellungen: Während Anna-Dorothea Ludewig sich kursorisch der Figur der „Schönen Jüdin“ in der europäischen Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts annähert, geht Magnus Klaue den erinnerungspolitischen Implikationen des „deutsch-jüdischen Dialoges“ im Nachkriegsdeutschland um das (Spät)Werk von Paul Celan nach.

Der Beitrag von Monika Gibas und Christian Faludi führt in den historischen Prozess nationalsozialistischer „Arisierungs“-Politik in regionaler Perspektive am Beispiel Thüringens ein und macht zugleich auf eine intensive wissenschaftliche Beschäftigung dazu an der Universität Jena aufmerksam, die mit der Eröffnung einer Ausstellung dieser Tage in der Thüringischen Landeshauptstadt ihren vorläufigen Höhepunkt finden wird.

Anhand einer Analyse der von Salomon Ludwig Steinheim verfassten Biographie Moses Büdingers geht Kristiane Gerhardt dem zeitgenössischen Wandel des Ideals jüdischer Männlichkeit im Verbürgerlichungsprozess deutscher Juden des 19. Jahrhunderts nach.

Beata Lakeberg gibt in ihrem Beitrag einen Einblick in das Bild vom Juden bzw. in die Berichterstattung zum zeitgenössischen Antisemitismus in der deutschsprachigen sozialistischen Presse der Zweiten Polnischen Republik.

Zumindest regional hieran anknüpfend, führt Mirosława Lenarcik in die Konstellation jüdischen Lebens im südwestlichen Polen nach 1945 ein. Mit einer Skizze des Wirkens von Jenny Hirsch findet die von Jana Mikota geführte Reihe „Jüdische Schriftstellerinnen – wieder entdeckt“ ihre Fortsetzung.

Die Redaktion möchte des weiteren besonders auf die biographische Einführung zu Samuel Willenberg und dessen künstlerischen Ausdruck seines Erleidens und Überlebens des Vernichtungslagers Treblinka hinweisen. HATiKVA e.V., Herausgeber von MEDAON, trug in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern dazu bei, dass die beeindruckende Reihe der Bronzeskulpturen Willenbergs auch in Dresden als Teil einer umfassenden Ausstellungsreise ihr Publikum fand.

In der Rubrik Bildung finden sich drei Beiträge: Durch Larissa Weber wird das Ausstellungsprojekt zur jüdischen Geschichte in Brandenburg vorgestellt. Katrin Stephan entwickelt Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit zum Thematik »Pest und Judenprogrome im 14. Jahrhundert«. Klaus Konrad-Leder und Kristine Tromsdorf geben einen Überblick über die langjährige Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und zur Erinnerung an das hessische Judentum der in Lich ansässigen Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung.

In der Rubrik Quellen finden die Leserinnen und Leser unter anderem einen Überblick der Judaica im „Sonderarchiv Moskau“ von Sebastian Panwitz und einen weiteren Beitrag von Andreas Lehnardt, der neu entdeckte jüdische Grabsteinreste im Taunuskreis vorstellt und deren Wert für die historiographische Forschung vermisst.

Außerdem enthält diese Ausgabe erneut eine Reihe von Rezensionen.

Abschließend möchte die Redaktion auf zwei Quellenaufrufe aufmerksam machen: Zum einen veröffentlichte Daniel Ristau im Namen der Redaktion anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberpogrome bereits in der zweiten Ausgabe einen Aufruf zur Übermittlung fotographischer Zeugnisse der Ereignisse von 1938, auf den wir an dieser Stelle noch einmal hinweisen möchten.

Zum anderen bitten wir um Beachtung der Forschungsarbeit von Anna Maja Misiak zur Schriftstellerin, Kunstkritikerin und Philosophin Debora Vogel. Für ein aktuelles Editionsprojekt ergeht der Wunsch nach Zusammenarbeit hinsichtlich noch nicht bekannter Dokumente.

Die nächste Ausgabe von MEDAON erscheint Ende April 2009.

Die Redaktion von MEDAONDresden, Oktober 2008

Die Redaktion dankt Cathleen Bürgelt, Jana Häntzschel, Lenka-Maria Lange, Jana Mikota, Britta Sommermeyer und Irina Suttner sowie allen Gutachterinnen und Gutachtern für ihren unverzichtbaren Beitrag an der dritten Ausgabe von MEDAON.

Autor(en): Redaktion Medaon

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