Hilfe für jüdische Verfolgte im Nationalsozialismus. Biographische und sozialstrukturelle Zugänge am Beispiel der Berliner Helferin Ruth Andreas-Friedrich

Die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich gehörte zu den wenigen Deutschen, die während des Nationalsozialismus jüdischen Verfolgten aktive Unterstützung boten. Ihr Tagebuch aus den Jahren 1938 bis 1945 beschreibt die Verfolgungserfahrungen in ihrem sozialen Umfeld, einzelne Hilfebemühungen und die Entwicklung ihres Kreises von Freunden und Freundinnen zu einem komplexen Hilfsnetzwerk. Der Artikel untersucht anhand des Tagebuchs und weiterer Quellen, warum Andreas-Friedrich jüdischen Verfolgten half. Wir zeigen, dass eine Konstellation aus mehreren sozialen Faktoren ihre Hilfe begünstigte. Dazu gehörte ein unkonventioneller Lebensstil, enge emotionale Bindungen zu Verfolgten, ein gleichgesinntes soziales Umfeld und ihre Bewunderung charismatischer Helfer. Nachdem die meisten jüdischen Freunde/innen und Bekannten emigriert oder deportiert waren, kamen die Hilfeaktivitäten innerhalb des Netzwerkes fast vollständig zum Erliegen. Eine zweite Hilfephase setzte erst ein, nachdem ein jüdischer Flüchtling und ein besonders aktives Gruppenmitglied neue soziale Kontakte hergestellt hatten.

Autor(en): Marten DüringSusanne Beer

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