Jüdische Stiftungen in Hamburg: Das Phänomen der wohltätigen Wohnraumversorgung

Der Beitrag jüdischer Wohltäter zu Hamburgs Titel als Hauptstadt der Stiftungen war überproportional höher als ihr Bevölkerungsanteil. Die außerordentliche Entfaltung der jüdischen Wohltätigkeit beruhte auf dem Zusammengehen zweier wesentlicher Voraussetzungen. Wohltätigkeit war seit alten Zeiten eine religiöse Pflicht und eine moralische Schuld im Judentum. Die Hamburger Tradition der unabhängigen Selbstverwaltung hatte die persönliche bürgerliche Verantwortung für das Gemeinwohl gestärkt, die mit dem präventiven Charakter der jüdischen Wohltätigkeit korrespondierte. Stiftungen wurden für traditionelle Zwecke errichtet, aber jüdische Wohltäter zeigten sich besonders sensibel für die sozialen Probleme im Urbanisierungsprozess des 19. Jahrhunderts. Negative Symptome waren fehlender Wohnraum und überteuerte Mieten, was zunehmend nicht nur die unteren, sondern auch die mittleren Schichten betraf. Der Anteil der von Juden errichteten Stiftungen für Freiwohnungen an der Gesamtzahl dieser für Hamburg typischen Stiftungsform, war ebenso herausragend wie der zur Mietunterstützung.

Autor(en): Angela Schwarz

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